Dienstag, 24. Januar 2017

PSSM und die Sache mit den Genen


In letzter Zeit häufen sich interessanterweise Werbeeinschaltungen und Fachartikel diverser Futtermittelfirmen und Berater. Als Facebook-Member flimmern mir fast täglich solche Inserate über den Schirm.

Hübsche Bilder von bunten Futtersäcken mit noch bunteren Versprechungen wofür die Inhaltsstoffe des `absolut neuen` Top-Produktes gut sein sollen.
Ich frage mich gerade täglich, was wir unseren Pferden noch zumuten wollen ?

Sehr fragwürdig und geradezu gefährlich finde ich diese Verunsicherung der Pferdebesitzer - ein Futter/Zusatzmittel, welches sämtliche Stoffwechselkrankheiten des Pferdes heilen soll. Es wird dann in einem Atemzug tabellarisch aufgelistet, bei welchen Krankheiten das Wundermittel helfen soll - in einen Topf kommen dann:
ECS, EMS, KPU, PSSM .......

Darum hier nochmals in aller Deutlichkeit (ein Untermenü "PSSM" ist ja auf meinem Blog hier oben schon vorhanden):
Ein Pferd mit PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie) hat eine Genmutation. Lebewesen mit einer Genmutation (egal, ob Mensch oder Tier) tragen eine Veränderung des Erbgutes in sich. Bei PSSM ist die Mutation nicht angefüttert (wie z.B. bei EMS, KPU, manche Formen von Rehe etc.) und man kann sie auch nicht weg füttern.
Ein Pferd mit PSSM trägt von Geburt an diese Mutation in sich und die (wie oft fälschlicherweise noch bezeichnet) "Krankheit" bricht auch nicht aus.




In Fachkreisen wird oft diskutiert, ob es diese Mutation nicht ursprünglich schon sehr lange in der Evolution des Pferdes gegeben hat. Für mich ist das nicht relevant - wir haben hier und jetzt Sorge zu tragen für die Pferde - egal, wo und wann diese Genmutation entstanden sein soll.

Wie in meinem Artikel über PSSM schon geschrieben ist das Management kein Hexenwerk. Aber es gibt in der Fütterung und Haltung eines PSSM´lers gewisse Regeln zu beachten.
Ich finde es fatal, wie man eine Genmutation so auf die leichte Schulter nehmen kann ? Wir reden hier nicht von einer Magenverstimmung oder leichten Entgleisung der Darmflora - wir reden hier von einer Myopathie, bei der die Palette der Auffälligkeiten von eher unauffällig bis stark symptomatisch reichen kann. Bei manchen Pferden ist es sprichwörtlich eine kleine Hand voll unpassendes Futter, um das Fass zum Überlaufen zu bringen - oder auch Stress durch eine beispielsweise unpassende Herdenkonstellation usw. usf....Schlimmstenfalls hat das Pferd einen Schub, welcher sich in kreuzverschlagsähnlichen Symptomen äußert. Wer schon einmal betroffen war, weiß, wovon ich spreche.

Eine Expertin in Sachen PSSM ist Liza Gerber in der Facebook-Gruppe  "PSSM Ernährung und Gesundheit". Sie bietet Hilfestellung und Antworten zum Thema.

Gerade überarbeite ich auch wieder meinen Produktkatalog 2017. Er wird diesmal noch ausführlicher auf die Bedürfnisse von PSSM-Pferden geschnitten sein. Denn ich sehe mich in der Verantwortung und möchte gerne eine Lanze brechen für diese Pferde. Nebenbei bemerkt: eigentlich sollte jedes Pferd gefüttert und gehalten werden wie ein PSSM-Pferd - weniger ist mehr oder back to the roots ist hier die Devise.

Ich möchte aber auch die Pferdebesitzer in die Pflicht nehmen - informiert euch ausführlich, hinterfragt und seid straight, springt in die Bresche für eure Tiere und lasst euch nicht durch unqualifizierte Empfehlungen verunsichern und glaubt auch nicht jeder Versprechung von bunten Futtermittelsäcken ;) Die Pferde werden es euch danken.

Ein kleiner Wunsch ans Universum von meiner Seite:
mögen wir doch alle, die wir Pferde haben, zumindest das kleine Einmaleins der Grundbedürfnisse des Pferdes verinnerlichen.

Dazu gerne mehr in meinem nächsten Eintrag.